Eine Kurzgeschichte von Maya Kaburidis aus der Klasse 3D (Gastbeitrag)
„Lass mich doch mal in Ruhe“, stöhnte ich und drehte mich zu Markus um. „Kommt nicht in Frage“, gab der zurück. „Du weißt genau, was Mama und Papa mit mir machen, wenn dir etwas passiert.“ Ich seufzte. Mein Bruder war manchmal so eine Nervensäge. Denkt wohl, bloß, weil er drei Jahre älter ist, könnte er über mich bestimmen. Wut loderte wie eine Flamme in mir auf. „Du traust mir überhaupt nichts zu! Lass mich doch einfach in Frieden!“ Von meinem plötzlichen Zorn überrascht, wich Markus zurück, was es mir ermöglichte, an ihm vorbeizuschlüpfen und im Wald zu verschwinden. Ich rannte, bis meine Lunge zu platzen drohte.
Als ich dachte, jetzt sei genug Abstand zwischen mir und Markus, blieb ich stehen. Ich keuchte und stützte die Hände auf die Oberschenkel, um zu Atem zu kommen. Dann richtete ich mich auf und sah mich um. Um mich herum ragten Bäume auf, Nadelbäume, schließlich war ich ja in den Bergen. Ich genoss die Ruhe und das Zwitschern der Vögel. Plötzlich knackte es im Gebüsch. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. Es krachte, der Boden gab unter meinen Füßen nach und ich rutschte in die Tiefe. Mir blieb vor Schreck die Luft weg. In letzter Sekunde klammerte ich mich mit den Händen an der Felskante fest. Die Steine kullerten in den Abgrund. Mit einer Mischung aus Erstaunen und Angst blickte ich ihnen nach. Wie tief es war! Ich sah nicht mal bis ganz nach unten hinunter und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich gedämpft den Aufprall der Felsbrocken vernahm. Mir gefror das Blut in den Adern. Die Chance, einen Sturz aus dieser Höhe zu überleben, war klein. Verdammt klein. Panisch suchte ich mit den Füßen nach Felsvorsprüngen, die mir Halt hätten geben können. Fehlanzeige. Mir wurde klar: Mein Leben hing an einem seidenen Faden! Ich krallte die Hände fester in das Gestein, welches das mit einem leisen Bröckeln quittierte.
Mit der Zeit ließen meine Kräfte nach. Ich konnte mich kaum mehr halten. Das Gestein, an dem sich meine Hände festhielten, löste sich, ich schrie, versuchte erneut Halt zu finden, da wurde ich an den Handgelenken gepackt. Ich sah auf. „Markus!“ Mein Bruder zog mich über den Rand der Kante und damit in Sicherheit. Wir beide spähten den Steinen nach, welche in die Tiefe gerissen worden waren. „Wenn man sich vorstellt, das hättest du sein können“, meinte Markus trocken, doch als ich ihm in die Augen sah, lag darin nichts als Erleichterung darüber, dass seine kleine Schwester noch am Leben war.
Tolle Geschichte – und so ein herzerwärmendes Ende!
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Super tolle Geschichte 🙂
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