Eine Kurzgeschichte von Clara Lohfeyer aus der 3D-Klasse (Gastbeitrag)
„Ladies first“, spottete er und deutete auf die alte Villa. Seine beiden Freunde, Markus und Nelli, lachten hämisch, doch das ignorierte ich gekonnt, ebenso wie die besorgten Blicke meiner Freundin Ava. Langsam näherte ich mich dem Gebäude und versuchte, die Tür aufzubekommen. Doch sie war fest verschlossen und alles Rütteln stellte sich als Zeitverschwendung heraus. Da entdeckte ich einen, vom Gestrüpp versteckten, Zaun und kletterte kurzerhand hinüber. Schnurstracks marschierte ich zu der alten Hauswand und ignorierte die lästigen Disteln, welche sich an meiner Hose festsetzten. Die Fensterscheiben waren teilweise schon kaputt, also brauchte ich nicht lange, um in die Villa zu gelangen.
Kaum berührten meine Schuhsohlen den Boden, empfing mich ein fäkaler Gestank und ich musste mir die Nase zuhalten, ehe ich meine Taschenlampe anknipste. Vorsichtig tastete ich mich immer weiter vor und ging so von einem Raum zum nächsten. Gebannt sah ich mich um, als plötzlich Schritte erklangen. Das Geräusch riss mich aus meiner Starre und die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich. Mit einem Mal kam mir das Gebäude ziemlich beängstigend vor. Ich versuchte möglichst leise wegzuschleichen und den Strahl meiner Taschenlampe auszuschalten, aber es funktionierte nicht. Stattdessen lenkten die Schritte nun direkt zu mir. Panisch begann ich in der dunklen Villa zu rennen und riss die nächstbeste Tür auf, doch anstatt, wie erwartet, in das nächste Zimmer zu gelangen, schlitterte ich eine Treppe hinab. Die groben, kalten Steinstufen scheuerten mir die Handflächen auf und das Ganze verursachte nicht nur extremen Schmerz, sondern auch einen gewaltigen Wirbel. Zitternd vor Angst hockte ich mit einem schmerzenden Knöchel und blutigen Handflächen in der Finsternis. Der Geruch von Keller stieg mir immer mehr in die Nase. Für einen kurzen Augenblick war es still, viel zu still, bis plötzlich wieder die Schritte zu hören waren. Dieser Einbrecher oder wer auch immer würde mich jetzt finden und ich wollte nicht wissen, was dann aus mir werden würde.
Ich drückte mich so eng es ging an die kühlte, steinige Wand, doch mit einem Mal strahlte mir das grelle Licht einer Taschenlampe ins Gesicht. „Komm mit“, rief Avas Stimme von oben. „Solche Mutproben lässt du in Zukunft besser bleiben.“